Johanniskrautöl

Das rote Hautwunder

Johanniskrautöl

Traditionell sammelt man Johanniskraut (Hypericum perforatum) an den Tagen um den Johannistag (24. Juni) um es zu trocknen und dann weiter zu verarbeiten. Leider bin ich etwas spät dran, der Johannistag war schon letzte Woche, aber der Sommer ist heuer auch etwas spät dran (naja, das ist halt meine Ausrede ;-)).

Ich hab also diese Woche gesammelt und will euch heute zeigen, wie man aus Johanniskrautblüten das wunderbare heilsame Johanniskrautöl (oder wie wir bei uns daheim sagen: „Johånnsö“) herstellt.

Johanniskrautöl liegt mir besonders am Herzen. Warum? Erstens ist es eine der traditionellen Heilanwendungen die über die Jahre nicht in Vergessenheit geraten ist. Für viele ist es das einzige Hausmittel, das sie sich noch machen. Fragt man nach den Grund bekommt man als Antwort: „Weil´s die Oma auch immer gemacht hat und weil´s so gut ist.“ Da kommen wir auch schon zu Zweitens: Weil´s so gut ist! Johanniskrautöl ist wunderbar wenn man das Sonnenbaden übertrieben hat und sich einen Sonnenbrand geholt hat. Es unterstützt die Wundheilung und es schafft Abhilfe bei Verbrennungen 1. Grades, Nervenschmerzen, Verstauchungen, Verrenkungen, verspannten Muskeln, Hexenschuss und rheumatischen Beschwerden. Es ist auch das Mittel erster Wahl zur Narbenpflege. Dafür die Narbe täglich mit etwas Öl massieren.

Johanniskraut ist eine absolute Sonnenpflanze. Es streckt seine gelben Blüten an kargen sonnigen Plätzen zum Himmel, fast als wollte es die Sonnenstrahlen einfangen und speichern. „Strahlen“ ist ein gutes Stichwort. Mit Johanniskrautöl kann man Schäden reparieren, die durch Strahlung entstanden sind. Zum einen den bereits erwähnten Sonnenbrand, zum anderen Strahlenschäden nach Bestrahlungen in der Krebstherapien. Die eingeölte Haut sollte aber nicht der Strahlung ausgesetzt werden. Also bitte immer erst hinterher einölen!

Man kann das Johanniskrautöl auch innerlich anwenden. Bei Reizmagen und zur Abheilung vom Magen-Darm-Geschwüren täglich 3 mal 1 EL Öl einnehmen.

Das Öl ist einfach herzustellen: Johanniskrautblüten bei Sonnenschein um die Mittagszeit ernten und einen Tag antrocknen lassen. Am nächsten Tag ein Schraubglas locker mit den Blüten befüllen und mit dem besten Olivenöl das ihr findet könnt aufgießen. Das Öl soll die Blüten ganz bedecken. Das Glas an einen sonnigen Ort aufstellen, damit das Öl noch mehr Sonne tanken kann. Die ersten Tage das Glas noch nicht ganz fest verschließen, damit das restliche Wasser der Blüten noch verdunsten kann. Danach das Glas zu schrauben. Nach ca. 6 Wochen sollte sich das Öl rot gefärbt haben. Die Rotfärbung zeigt an, dass sich der (rote) Wirkstoff Hypericin im fetten Öl gelöst hat. Jetzt könnt ihr das Öl filtern und abfüllen. Die rote Farbe des Hypericin sollte euch auch schon beim Sammeln auffallen. Zerdrückt ihr die Blüten zwischen den Fingern tritt ein rötlicher Saft aus, ein Zeichen dafür, dass ihr die richtige Pflanze sammelt! Die Drüsen in denen der Farbstoff sitzt erkennt man auch gut mit freiem Auge. Sie zeigen sich als dunkle Pünktchen auf den Blüten und Blättern, daher auch der Name „perforatum“.

Neue Erkenntnisse belegen, dass der Wirkstoff Hyperforin, dem eine antibakterielle Wirkung nachgesagt wird, lichtempfindlich ist und deshalb im Dunkeln extrahiert werden soll. Mein Tipp: Macht ein Glas in der Sonne, ein zweites im Dunkeln und mischt die Öle dann zusammen!

 

Ich finde ja, in jeder Flasche Johanniskrautöl steckt Sommer drin. Zum einen weil das Johanniskraut ein extremer Sonnenanbeter ist, zum anderen weil das Öl wochenlang von den Sonnenstrahlen durchflutet wird. Überall dort wo unser Körper Wärme bis in die Knochen hinein braucht kann Johanniskraut Abhilfe schaffen.

So, und jetzt verrate ich euch auch noch meine Lieblingsanwendung für das Öl: Im Winter, wenn´s mal wieder bitter kalt ist, dann massiere ich vor dem Schlafen gehen meine Füße mit Johanniskrautöl. Dabei muss ich immer an den heißen Sommertag denken, an dem ich das Kraut gesammelt habe. Es fühlt sich dann ein wenig an, als würde ich mir ein bisschen Sonne auf die Füße schmieren, die sich langsam im ganzen Körper ausbreitet.

Ich hoffe ich konnte euch dazu motivieren, dass ihr am nächsten heißen Tag in den Mittagsstunden los zieht um Johanniskraut zu ernten – aber holt euch bitte keinen Sonnenbrand!

 Eure Marianne

Zurück zur Übersicht

Wer hier schreibt

Ich bin Marianne. TEH-Praktikerin, zertifizierte Waldpädagogin, Naturliebhaberin und Bücherwurm. Ich liebe Pflanzen. Egal ob kleine zarte Blümchen, duftende Kräuter oder mächtige Bäume – ich mag sie alle.